Weniger PR-Einfluss, weniger Copy & Paste, mehr eigene Recherche: Das wünschen sich Journalisten für ihre Arbeit

Die Glaubwürdigkeit der Medien wird nicht nur in der allgemeinen Bevölkerung massiv diskutiert, sondern beschäftigt auch viele Journalisten. Das ist nur ein Ergebnis aus dem neuen Medien-Trendmonitor, für den die dpa-Tochter News Aktuell und Faktenkontor mehr als 1.700 Journalisten befragt haben. MEEDIA fasst die Ergebnisse zusammen und zeigt, was sich Journalisten für ihre eigene Arbeit wünschen.

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Den Umfrageergebnissen von News Aktuell zufolge blicken Journalisten mit großer Sorge auf die Wahrnehmung der Medien und ihrer Berichterstattung in der Bevölkerung. 57 Prozent der 1740 Befragten haben als die wichtigste Herausforderung für den Journalismus im Jahr 2017 die Glaubwürdigkeit angegeben. Ganze 58 Prozent sind der Meinung, dass das Vertrauen in die Medien abgenommen hat, nach Ansicht von fast zehn Prozent hat es in den vergangenen zwölf Monaten sogar extrem gelitten. Nur fünf Prozent sind der Meinung, das Ansehen der Medien habe seinen Level gehalten.

Und damit nicht genug: Dass ernsthafte Sorge auch innerhalb der eigenen Branche bestehen, zeigen die nachfolgenden Themen, die als ebenfalls wichtige Herausforderungen genannt werden: Fake News (29 Prozent) sowie Unabhängigkeit/Einflussnahme (ebenfalls 29 Prozent).

Dicht gefolgt vom Stichwort Pressefreiheit, die Journalisten gleichermaßen als Herausforderung benennen wie das Erreichen junger Zielgruppen und das Herausarbeiten digitaler Geschäftsmodelle. Jeder vierte Journalist macht sich darüber Gedanken.

Die Gründe für die Sorgen mögen vielseitig und -schichtig sein. Die Befragten zeigen aber, dass sie sich den Gefahren, die zur Unglaubwürdigkeit führen können, durchaus bewusst sind. So halten die Journalisten unsauberes Handwerk für den größten Fehler, den sie begehen können. Dazu gehört das ungeprüfte Übernehmen von Informationen genauso wie das ungeprüfte Übernehmen von PR-Inhalten. Für einen ähnlich großen Fehler halten die Journalisten die Vereinnahmung durch Politiker oder andere Interessensgruppen. Interessant: Festangestellte Redakteure haben mit Abschreiben weniger Schwierigkeiten (39 Prozent halten das für einen großen Fehler) als Freie (49 Prozent).

Auch in diesem Jahr haben die Macher des Trendmonitors die Journalisten nach den Bedingungen für ihre Arbeit im Zusammenhang mit Unternehmen befragt. Ergebnis: Journalisten recherchieren gerne selbst, schätzen das direkte (Hintergrund-)Gespräch – nur eben nicht mit Pressesprechern. Von ihnen mit Informationen versorgt zu werden, halten Journalisten dennoch für wichtig. So schätzt mit 44 Prozent immerhin fast die Hälfte der Journalisten Pressemeldungen. Wobei man hierbei im Hinterkopf haben sollte, dass die dpa-Tochter News Aktuell ihr Geld mit dem Versenden von Pressemitteilungen verdient.

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Abgefragt wurden auch die Erfahrungen mit Pressesprechern. Unter anderem wurde gefragt, was die Journalisten bei der Arbeit mit PR-Fachleuten am meisten nervt. 51 Prozent mögen es nicht, wenn ihre Anfragen ignoriert werden, sechs Prozent weniger nervt, wenn Sprecher auf Anfragen mit Lobhudeleien anstatt mit Fakten reagieren. 39 Prozent stören sich an komplizierten Vorgängen bei der Interview-Autorisierung.

Für den Trendmonitor wurden Journalisten auch nach ihrer Arbeitsweise und Präsenz im Netz befragt. Die kompletten Ergebnisse hat News Aktuell im Presseportal veröffentlicht.